Allianz der Vernunft

Liebe Allianz der Vernunft,

Ein neuer Meilenstein scheint vollbracht, laut Innenminister Karner, niedergeschrieben in einer gemeinsam unterzeichneten Erklärung, welche folgende fünf Kernpunkte enthält:

1. Robuster Außengrenzschutz

2. Konsequente Rückführungen

3. Strategische Kooperationen mit Drittstaaten

4. Schnelle Verfahren

5. Kampf gegen Schlepper 

Im Beisein von 16 Ländern und ihren zahlreichen Vertreter*innen wurden wieder gemeinschaftliche Pläne geschmiedet, die Zäune noch engmaschiger zu gestalten und die Mauern noch höher zu bauen. Ich war natürlich wieder mal nicht eingeladen, bedauerlicherweise, ich hätte Ihre Diskussion nämlich furchtbar gerne um eine realitätsnahe Perspektive erweitert.

Aber nun gut, ich weiß schon, an diesen Tischen, dort sitzen, essen und trinken nur die vornehmen Leute, der gleichen Couleur, da gehöre ich eben nicht dazu. 

Aber dann sehen wir uns das ganze halt hier im Detail an, reflektiert und so realitätsnah wie möglich.

Punkt 1: Robuster Außengrenzschutz

Im Jahr 2017 habe ich an der Serbisch-Ungarischen und Serbisch-Kroatischen Grenze gearbeitet. Als humanitäre Fachkraft. Damals schon, war ihr Außengrenzschutz ein robuster. Unzählige Menschenleben sind daran zerbrochen und die leuchtenden Flutlichter in der Nacht, die bellenden und keifenden deutschen Schäferhunde und die erniedrigenden Sprüche der ungarischen Grenzschützer, haben mir auf der anderen Seite des Waldes, mehr als nur einmal einen kalten Schauer über den Rücken laufen lassen. Sie sprachen schon damals eine so deutliche Sprache, welche sich damals, sowie heute, unter dem Begriff der schweren Menschenrechtsverletzungen sowie Folterhandlungen klassifizieren lassen. In unseren mobilen Kliniken, welche wir trotz täglicher behördlicher Schließungsandrohung, durchgeführt haben, waren diese Patient*innen zahlreich. Zahlreich mit all ihren Biss, Riss und Quetschverletzungen. An Händen und Beinen, manchmal auch am ganzen Körper. Aber schlimmer noch, war der ausdruckslose Blick in den Augen der Kinder, welche mich fragten, was sie Schlimmes verbrochen hätten, um so von Erwachsenen behandelt zu werden.

Es war eine kalte Nacht, in der Madina getötet wurde. Madina ein 6-jähriges Mädchen aus Afghanistan, mit solch hoffnungsfrohen, strahlenden kugelrunden tiefschwarzen Augen, die plötzlich aufgeschwemmt, mit Hämatomen und Blutungen übersät auf dem Boden gelegen ist. Ein erschlaffter Kinderkörper. Ohne Muskeltonus. Ohne Puls. Um sie herum, ein schreiender und weinender Vater, eine schreiende und sich haareraufende Mutter und ihre Geschwister, welche sprachlos dem Geschehen folgten, verlegen, verstummt, regungslos, am leblosen Körper ihrer Schwester zupfend, ohne wirklich zu verstehen, warum diese nicht mehr aufwacht, trotz des ganzen Lärms, trotz der ganzen Tränen.

 Am 15. August 2021, als die Taliban, nach 20 Jahren, erneut die Macht in Afghanistan übernommen haben, war der Aufschrei groß und in aller Munde, die Notwendigkeit der Rettung afghanischer Mädchen und Frauen vor einem Schicksal in Unfreiheit. Da war Madina, seit fast 4 Jahren tot. Ein Mädchen, das mich in meiner Erinnerung, noch immer anstrahlt und mir ein strahlendes Lächeln zuwirft, während sie tanzt in ihren rosa Plastikschuhen. Hauptsache, er ist robust unserer Außengrenzschutz, damit Kinder wie Madina, es nicht schaffen, bei uns ein Leben in selbstbestimmter Freiheit und Sicherheit zu führen. 

Es ist mir und ich denke auch vielen anderen, übrigens kein Trost, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte am 18. November 2021 über das Fehlverhalten der kroatischen Grenzschutzbehörde entsprechend geurteilt hat. Juristisch betrachtet wurde Madina’s Recht auf Leben verletzt. Das klingt so, als ob sich dem eine Heilung anschließen könnte. Aber Tote können nicht wieder zum Leben erweckt werden und so reiht sich der Tod Madina’s in eine Reihe von Todesfällen, die ihr robuster Außengrenzschutz zu verantworten hat. 

2. Konsequente Rückführungen

Das Handy ist verstummt. Keine verzweifelte Stimme mehr am anderen Ende der Leitung. Was bleibt am Ende der Abschiebung? Ein Stapel Papier liegt auf dem Tisch. Vergilbte Seiten, abgegriffen und zerknittert. So oft durchgeblättert – immer wieder aufs Neue. Vom Anfang zum Ende. Vom Ende zum Anfang. Von der Mitte nach Vorne, nach Hinten, wieder zurück, noch einmal auf ein Neues. Unfähig den Akt zurück in den Schrank zu stellen, wollen die eigenen Glieder nicht mehr gehorchen. Verharren in lähmender Stille und endloser Leere. Das Gewissen hängt der quälenden Sorge nach, stolpert und stranguliert sich in den Fängen behördlicher Willkür. Wie ein zappelnder Fisch der in Todesangst nach Luft schnappt, ein letztes Mal zuckt bevor er in vollkommener Reglosigkeit verharrt. Die glitzernden Schuppen werden matt, verlieren ihren Glanz und übelriechender Gestank macht sich breit, bleibt einem auf Jahre in der Nase haften. In all seiner Konsequenz, schreckt Österreich dabei nicht davor zurück, gut integrierte Kinder mitten in der Nacht aus ihren Betten zu reißen, um sie zurückzuschicken in Länder, dessen Sprachen sie nicht sprechen, dessen Kulturen ihnen fremd sind.

3. Strategische Kooperationen mit Drittstaaten

Als der Flieger in Tripolis landet, bin ich mir noch nicht bewusst, dass die nächsten 10 Monate, wohl die prägendsten meines Erwachsenenlebens werden. Als ich das erste Internierungslager betrete, höre ich mein eigenes Herz schlagen und das Blut rauscht in meinen Ohren. Neben mir, ein Wächter, bewaffnet mit einer AK-47, welche er stets entsichert, um den Insassen Angst einzujagen und Fluchtversuche zu verhindern. Als die erste Zelle geöffnet wird, kann ich fast nichts sehen, so dunkel ist es. So viele Menschen sitzen zusammengepfercht in einem winzigen Raum. Nur ein ganz kleiner vergitterter Spalt, lässt ein paar Sonnenstrahlen Tageslicht, in den Raum fallen. Völlig apathisch schaut mich eine Gruppe von Menschen an. Ob alt oder jung, ob männlich oder weiblich, alle sitzen eher aufeinander als nebeneinander. Es sind so viele, ich kann sie in der kurzen Zeit die mir gelassen wird, nicht alle zählen. Verzweifelt versuche ich mir ihre Gesichter einzuprägen, so viele wie möglich, mir ihre Namen zu merken, in der Hoffnung ich schaffe es irgendwie, einen Zugang zu ihnen auszuhandeln. Als die Zelle wieder geschlossen wird bleibt mir der beißende Gestank von Fäkalien, noch den ganzen Tag in der Nase haften und die beklemmende Stille, setzt sich tief in meiner Seele fest. So sieht sie also aus, die strategische Kooperation mit Drittstaaten wie Libyen. In den folgenden 10 Monaten, beiße ich mir in Verhandlungen so oft auf die Zunge, noch öfter schlucke ich faust-dicke Klöße hinunter, die mir jegliche Lust und Laune auf Essen verderben und wenn niemand hinschaut, verdrücke ich mir abends die Tränen der Wut. Bis zu einem Frühlingstag, der noch schlimmer war, als alle anderen. An die verschwundenen Patient*innen hatte ich mich gewöhnt, auch an die, die man bei einem Fluchtversuch erschossen hat. Aber an diesem Tag, werden wir gerufen, eine Gruppe Menschen hat ein Bootsunglück überlebt und medizinische Hilfe ist erforderlich. Ich sehe mich heute noch, auf der Anfahrt, in unserem kleinen weißen Bus. Völlig naiv. Unweigerlich fahren wir mit Höchstgeschwindigkeit auf eine Mauer zu, aber noch ist uns das alles nicht bewusst. Erst bei der Ankunft, offenbart sich die ganze Wahrheit und sie brennt sich nicht nur für immer ins Gedächtnis – innerhalb eines halben Tages, bekomme ich weiße Haare. Es sind viel zu viele, verbrannt von Kopf bis Fuß. Hautfetzen hängen an Händen und Beinen und dann diese entsetzliche Stille. Kein Wehklagen vor Trauer, kein sich Aufbäumen vor Schmerzen. Sprachlosigkeit und Entsetzen. Vor uns das tiefblaue Meer, hinter uns zahllose bewaffnete Milizen. Und mittendrin, wir. Und ich schäme mich, über meine weiße Haut, meine Privilegiertheit, die es mir wieder einmal ermöglicht, auf der anderen Seite zu stehen. Bis ich aus meinen Gedanken gerissen werde, als ein kleiner Bub zu weinen anfängt. Ich frage die Frau ob es ihr gut geht und ob der Bub und das etwa 5-jährige Mädchen ihre einzigen Kinder sind. Da sagt sie mir, nur die Tochter gehört zu ihr. Aber nicht das Baby. Seine Mutter hat es gerade noch geschafft, ihr das Kind zu reichen bevor sie ertrunken ist. Und keine Sekunde später, gibt sie mir das weinende Kind und ich denke mir, das hat uns gerade noch gefehlt, was soll nur aus ihm werden. Er ist ganz steif, kalt und weint, sein Strampler ist völlig durchnässt und er steckt sich die Finger in den Mund, weil es sonst nichts zum Essen gibt. Wenig später schlagen alle Verhandlungen fehl und das Baby wird auf einen Pick-up Truck verladen, gemeinsam mit anderen Flüchtlingen, an einen uns unbekannten Ort gebracht. Tagelang lasse ich mir keine freie Minute, in der Hoffnung, das Kind oder weitere Familienangehörige ausfindig zu machen.

So sieht sie also aus, die Realität, dieser sogenannten strategischen Kooperation mit Drittstaaten. Das viele Geld, das kommt jedenfalls nicht dort an, wo es ankommen soll. Aber um das geht es ja auch gar nicht, es geht darum um jeden Preis zu verhindern, dass Menschen auf der Flucht, es nach Europa schaffen könnten. Der Zweck heiligt bekanntlich alle Mittel, unser Steuergeld ist nur eines davon. 

4. Schnelle Verfahren

Als im Jahr 2015, die sogenannte „Flüchtlingskrise“ in Salzburg ihren Höhepunkt erreicht, stellen wir auf einmal die Aushebelung sämtlicher Asylrechtskonformität fest. Zahlreich sind die Menschen auf der Flucht, die mit ihren Bescheiden im Büro auftauchen. Die Schlange steht raus bis auf die Straße und immer wieder die gleiche Feststellung: Menschen wird die Antragstellung auf internationalen Schutz verweigert. Was einen klaren Verstoß gegen die Genfer Flüchtlingskonvention darstellt, wird bei der Behörde damit quittiert, dass ich mit der Androhung einer Verhaftung, dazu aufgefordert werde die Dienststelle zu verlassen, nachdem ich gesetzeskonform, höflich aber resolut, darauf bestehe, dass eine Mutter und ihren zwei kleinen Kindern aus Syrien, ihren Antrag auf internationalen Schutz einbringen können. Dabei reißt mir die dort im Dienst tätige Beamtin den Akt aus den Händen. Schnelle Verfahren werden in der Realität gerne so übersetzt, dass es zu keiner umfassenden inhaltlichen Prüfung des Fluchtvorbringens kommen kann.

5. Kampf gegen Schlepper 
Es gibt plötzlich zwei Meinungen darüber, ob man Menschen, die in Lebensgefahr sind, retten oder lieber sterben lassen soll. Das ist der erste Schritt in die Barbarei – Wolfgang Luef 

Mit dem Kampf gegen Schlepper, hält es sich wie mit dem Krieg gegen den Terror. Wer genauer hinsieht und an der Oberfläche kratzt, stellt schnell fest, dass es sich um die hohle Konstruktion eines Feindbildes handelt, das meistens nur dem Zweck dient, Maßnahmen zu rechtfertigen, die sonst über keine Rechtfertigungsgrundlage verfügen. Die fehlende Differenziertheit in der Diskussion über Schlepperei, hilft dabei gewiss nicht, Menschenleben zu retten, sondern führt mittlerweile zunehmend zur Kriminalisierung von humanitären Arbeitskräften. Wie immer gilt auch hier, der Zweck heiligt alle Mittel. 

Liebe Allianz der Vernunft, 

Vernunft bedeutet doch, stets, die geistige Fähigkeit des Menschen, Einsichten zu gewinnen, sich ein Urteil zu bilden, die Zusammenhänge und die Ordnung des Wahrgenommenen zu erkennen und sich in seinem Handeln danach zu richten. 

Aus diesem Grund und vielen noch gewichtigeren Gründen, ist es denke ich, wirklich höchste Zeit, verschiedene Einsichten zuzulassen. 

Es gibt da nämlich einen anderen Weg als Mauern zu bauen…

Ugly faces

Violence comes with a thousand ugly faces.

It is the face of a young man, clinching his teeth, trying to not scream out loud, because of the pain driving him over the edge of consciousness, after a bullet has torn his chest apart.

It is the face of a baby, blown up like a balloon, double its size, after being washed ashore. 

It is the face of a young woman who, with tears in her eyes, desperately asks you not to leave her behind, in an unofficial prison, she is being kept, without having committed any crime. 

It is the face of a little boy, who from one moment to the other, finds himself surrounded by his dead mother, leaving him behind as orphan, delivering him to the mercy, of a bunch of strangers. 

It is this face, looking at you, while holding an AK-47 pointed in your direction, wearing a mask, asking you in broken English, to get off the car.

It is the patient, a young man, at the beginning of his adult life, dying of a curable disease, because you did not manage to get him to a hospital in time. 

It is the noise at night, of explosions and gunshots, always remembering you, that somewhere, there is another face to add, to an army of ugliness.

– Mission experiences

Gedanken.frei

Wenn ich nach einem Einsatz nach Hause komme, fragt ihr mich so oft, ob es nicht schwierig ist, von einer Realität in die Andere zu wechseln. Ich glaub nach 8 Einsätzen, habe ich mich daran gewöhnt, an immer diesen ersten Augenblick.

Die Freude, auf die altbekannten Gesichter, die einen ganz zappelig werden lässt. Dieser Moment, wo der Boden unter den Füßen sich wieder fest anfühlt, du die Augen schließt, durchatmest und wenn du sie öffnest, schaust du auf deine Zehen, deine Beine, deine Arme und alles ist noch dran, voll funktionsfähig.

Das ist der Moment, in dem die Erleichterung sich breit macht, begleitet von dem ersten Anflug von Traurigkeit, denn du erinnerst dich an diejenigen, denen dieses Gefühl verwehrt bleiben wird.

Im ersten Moment, fühlt es sich an, wie ein Zurückkommen in eine Realität, die einem vertraut geblieben ist, ist es doch die Realität, in der ich groß geworden bin. Eine Realität die so selbstverständlich scheint.

Im zweiten Moment, kommt es dann zu dem schmerzhaften Bruch.

Jedes Mal zu einem unterschiedlichen Zeitpunkt, in einer unterschiedlichen Reihenfolge, wenn die Gegenwart, mit all ihrer Ehrlichkeit zuschlägt und sich in banalen Alltäglichkeiten manifestiert.

In Österreich, dauert es nicht länger als 10-15 Minuten, bis ein Rettungswagen, nach Erstalarmierung eintrifft. Ich glaube, ich liege mit 10-15 Minuten sogar noch daneben, denn Ausrückzeit auf der Wache, sind keine 3 Minuten, natürlich kalkuliert sich die Anfahrtszeit noch dazu. Damit alle Zahnrädchen zusammenspielen, werden Szenarien geübt und trainiert. Sanitätslehre, Technik, Equipment, zur maximalen Versorgung von Menschen mit akuten medizinischen Problemen. Immer ist alles griffbereit und woran es manchmal mangelt, ist ein bisschen mehr Routine und Selbstvertrauen. Aber seit nicht böse um die fehlende Routine, unser System ist einfach mittlerweile so gut, dass wir einfach nicht allzu oft die Theorie in die Praxis umsetzen müssen. Von der Bergung bis zum Abtransport, eine Kette, die durch das funktionieren jedes einzelnen (Mit)-Gliedes ihre Stärke erfolgreich unter Beweis stellt.

Ich kann mich an eine Situation in meinem letzten Einsatz erinnern, in der mir so schmerzhaft vor Augen geführt worden ist, wie sich die Auswirkungen manifestieren, wenn es keine Kette gibt, noch nicht einmal einen seidenen Faden. Wie es sich anfühlt, wenn du konfrontiert bist, mit einer tödlichen Stille, in der du deinen eigenen Herzschlag hören kannst und das Rauschen des Adrenalins in den Ohren. In der du dir nichts sehnlicheres wünscht, als du hättest diese Kette zur Verfügung. RTW, NEF, Helikopter, Feuerwehr, Polizei, das ganze Equipment und die Menschenpower.

Jede/r an seinem / ihrem Platz, mit seiner / ihrer Aufgabe, ein funktionierendes Teil eines Ganzen, in der Lage ein Sicherheitsnetz aufzuspannen und Menschenleben aufzufangen.

Dieser Moment in dem du keine andere Möglichkeit hast, als deine Tränen geballt zu einem Kloß runterzuschlucken, um nicht daran zu ersticken, denn für „was wäre, wenn“, „Mensch, hätten wir doch bloß“, ist kein Raum, denn den gibt es noch nicht einmal, um schwerverletzte Menschen, würdevoll sterben zu lassen.

Während in Österreich das Team die bestmögliche Versorgung sicherstellt und den schnellsten Abtransport organisiert, sammelst du noch deine Gedanken, denn du bist gefragt zu handeln, umringt von Menschen, die anstatt eines medizinischen Rucksacks, eine AK-47 im Anschlag halten.

Während in Österreich, die Anmeldungen für den Schockraum laufen, versuchst du zuerst zu eruieren, was macht Sinn, wer braucht was, wer kann was und wo fängt die rote Linie deines Gegenübers an.

Die Zeit, sie läuft davon und das Recht auf eine medizinische Versorgung wird zu einem Privileg, für welches du, dich als verantwortliche Projektkoordinatorin, mit deinem Gegenüber streiten musst.

Nach viel zu langer Zeit und der dadurch potentiell verschuldeten Selektion von Menschenleben, kommt endlich ein Ambulanzauto an. Mit schnellen Schritten und einem Anflug von Erleichterung öffnest du die Tür, noch während des laufenden Motors.

Nichts -. –

Eine verstaubte Trage, die wirkt wie aus einem vorigen Jahrhundert. Rostige Gefäßhalterungen, aber keine Sauerstoffflasche, kein Verbandsmaterial, kein Beatmungsbeutel und keine Maske. Eine Spende von Übersee, heute im Besitz eines Menschen, der sich mit den Fahrten seinen Lebensunterhalt verdient, es versteht sich ganz von selbst, dass dieser über keine Erste-Hilfe Ausbildung verfügt, nicht einmal ein Paar Handschuhe.

Wer nach diesen 2.5 Stunden immer noch lebt, wird, nach langen Verhandlungen, abtransportiert. Aber dann auch nur, die augenscheinlich am schwersten Verletzten, dabei zählt nur was äußerlich sichtbar ist.

Nach 6 Stunden ist der Einsatz beendet.

Du debriefst das Team und versuchst dabei, die Fassung zu bewahren. Dann gehst du auf dein Zimmer, setzt dich hin, atmest einmal tief durch, zweimal.

Es ist wie es ist, sagst du zu dir selbst, zumindest haben wir versucht, etwas zu ändern und solange es Menschen gibt, die den Mut finden zu versuchen, den status quo zu verändern, so lange finde ich den Sinn. Jeder Einsatz endet irgendwann, von überall, nimmst du etwas mit. Traurigkeit und Wut, gehören manchmal auch mit ins Gepäck.

Es ist eben wie es ist, auch wenn es nicht so sein sollte.

In Erinnerung an Maria Hernandez (Emergency Projekt Koordinatorin), Yohannes (Projekt Koordinator Assistent) & Tedros (Fahrer) und all jene, die sich bis zu ihrem letzten Atemzug, ihren Idealismus nicht nehmen lassen.

Krieg bringt nur Leid, immer und überall.

What I can’t tell you working as humanitarian

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As the plane takes off, I can’t believe it. This brown dust is making it impossible to see the mountains surrounding Yemen’s capital Sana’a. You desperately try to concentrate, to focus on the landscape down there, just to catch a last glimpse of that place, you feel you have become so familiar with. Whereas with every minute, the plane reaches more and more feet, you ask yourself, really that’s it? This is it? Eight months. Eight months, suddenly wrapped up, in a couple of hours, leaving no space for a deep reflection; leaving no space for emotions and no space to properly say good bye, to people you might never see again.

Being thrown back in time and my own memories, I remember mid of August last year, when receiving an emergency deployment request for a humanitarian mission to Yemen. At this time, this bloody war, wages since nearly 5 years; leaving millions of people internally displaced and hundred thousands dead. Almost instantly, I see the old city of Sana’a emerging in front of my eyes. I remember, years ago, a documentary of National Geographic featuring this place – a place being said, so ancient and beautiful as the history of mankind itself. An answer not difficult to give, not difficult to imagine. Some weeks later, I feel unimaginable joy when stepping for the first time in my life, on Yemeni soil. You might be confused, but believe me, entering Yemen nowadays, isn’t done in a day, isn’t done simple. It is a long way ahead, filled with countless days of waiting and requests a lot of „sabar“, (which, signifies „patience“ in Arabic).  While waiting for weeks, I remember a proverb;  “Beauty only comes to those being patient.” It is a beautiful saying, yet a very painful one. Leaving the question open, like a never healing wound, how long do the people of Yemen need to be patient, to find their own country’s beauty again. I know, that many of you, ask me to write during my missions and I feel honored and thankful for having such attentive relatives and friends. The truth is, that I cannot write during my missions, it is not only the workload, which is absorbing me, as soon as I arrive to the mission; it needs reflection to write. But to be honest with you, if I start reflecting too much during my missions, I doubt I could keep being operational.

What I can’t tell you while working as humanitarian, is what haunts me, once I am back home. There are plenty of war zones in this world, plenty of atrocities and war crimes committed against innocent civilians. Children, women, mothers, men, husbands, girls, daughters, boys, sons, brothers and sisters. So, what makes it feel so different in a place like Yemen, than somewhere else. What is it, that Yemen is known to be, not only the world’s worst humanitarian crisis, but also a place humanitarians very frequently lose their minds to. Lost in countless extension of contracts, desperate coping behaviors, loss of distance and respect for yourself and others.  When I tell you that 15.9 million Yemeni people don’t have access to food and an estimated 2 million children in Yemen, under the age of 5, are suffering from acute malnutrition including, 360.000 children in absolutely life threatening conditions, then this are huge numbers for you. Indeed huge, but at the end of the day, sorry to acknowledge the truth: they stay numbers, just numbers. The problem I have and had already during math classes with numbers, simply is, that numbers are abstract, difficult to grasp, not easy to imagine. I can’t even tell you, how overwhelming it feels like, when those numbers suddenly become alive, start to get faces, names, individual stories of hope and tragic loss. The three – six – zero – zero – zero -zero makes you wanna cry, in the middle of this little, dusty and overheated tent,  where national aid workers try to identify children with life threatening acute severe malnutrition. Whereas you try to leave the tent, the mother of this severe and seriously sick child, just grabs your hand. That moment, when the time just stops;  just a feeling, a couple of seconds –  you never forget. When you see, children digging the graves for their brothers, sisters and friends, because what is imminent to life in Yemen, is death. What you can’t talk about working as humanitarian is that hunger and famine are not coincidences but man made. That hunger is used as a weapon of war, like the countless AK-47 you see every day in the hands of children. Children supposed to be in school. But sitting in a school bus in Yemen, we have all seen it, is as dangerous, as being sent to fight on the battlefields.

Whereas, I wrote earlier, entering Yemen takes a lot of time and patience, it seems to me, leaving Yemen, might take even longer. I think it is important to know about your own fragility and that while working in a war torn country you will lose some of your hairs; you will definitely have scratches and marks at the end of the day, invisible to the outside world but perceptible to yourself, latest, when you wake up in the middle of the night, because you dream of escaping airstrikes.

So why not just staying at home?

Why always going back into situations of extreme violence and suffering.

A difficult question, with a very simple answer: responsibility. We are responsible for one another and maybe now, with Corona Virus keeping busy this entire world, you, even if you don’t work in humanitarian aid, can better understand, what it might feel like to me. The fate of humans is intertwined and for me it goes even beyond that. So, if you think now, oh gosh, she starts with all her spiritual, emotional social justice bullshit – keep in mind, the bombs dropped on hospitals and schools today in Yemen; right now as I am writing, the weapons used in today’s on-going battles to commit war crimes, leaving children mutilated, orphans and entire generations lost, they come (amongst others), from member states of the European Union. There is enough evidence present, to call this anything else than emotional social justice bullshit.

Call it a fact.

Yes, right;

read again: it is a fact.

– what I can’t tell you working as humanitarian

What they did not teach you in humanitarian school

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There are countless courses and studies on humanitarian aid and international development. Studies -Books -Subjects, some to choose optional, others to visit mandatory. Throughout most of my life, I have looked up and admired those people calling themselves humanitarians. Yes, those people, who work in places, the world seems to have given up on. Working under extreme conditions, taking sometimes huge risks and certainly sacrificing any feeling of easiness on their professional journey.

Today, others see me as one of them, but there are moments, I start feeling hesitant to call myself a humanitarian. Back then, during studies, they told us, about the frustration we are going to encounter, the powerlessness we would feel towards all the suffering and the times we will feel we failed to provide the assistance we imagined to bring to so called “people in need”. Of course, the practical advice of senior humanitarians was not missing during classes, such as “focus on the small things“, or „don’t let yourself be dragged down, because you aim to save this entire world – you simply can’t and the earlier you accept this, the less damage you will suffer.”

During the HEAT training, we learned, how to cope under extreme stress and pressure. What to do when there is shooting and bombing. How to behave at an unknown checkpoint, what to say and what not and how to increase the probability of staying alive during an ambush.

So, when I started, I felt I know something. The first mission showed me, how much I actually don’t know and with each additional mission I feel even more confused.

When you arrive to a disaster zone, you will feel nothing but overwhelmed. When you arrive to a war zone, you will struggle to keep together all the complex realities you will face on a daily basis. The shootings at night, the checkpoint controls, the weapons you see circulating everywhere, followed by a nice afternoon with barbecue at the beach (of course, while you always keep in mind where you would hide yourself in case of an attack).

If I would have to give a score about practice meeting taught theory, I would say 8 out of 10. Not bad you will think. Indeed, not bad, I would agree with you.

I am still hesitant to call myself a humanitarian anymore. Arriving to many missions I started to realize that people are working in this field with very different motivations. Of course, this itself is not reprehensible. But the missing reflection on those motivations is what burdens.

Whereas if,  I would call myself a humanitarian of the Nexus generation. But I don’t see much of Nexus happening on the ground. But I do witness, power imbalance, vast failure to take into consideration the way communities including national colleagues shape their lives through different perspectives and values. I don’t say those values would never collide with my own values; they sometimes do – no secret. But I believe, working as humanitarian also means to take back a step and be able to let go of what you think is right or wrong. In order to enable this necessary space to open up, thus leaving place to encounter each other.

Only one person speaking, is what I would call a monolog. Two persons speaking to each other, is what I would call a dialogue. I often miss dialogue, I often miss people being curious enough to ask questions and humble enough to listen to the answers, even if those might lead to other challenges.

I am still hesitant to call myself a humanitarian anymore, because I am not here to save lives.

I am here to learn listening, to what you choose to tell me.

What working as humanitarian teaches me about life

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From the Serbian-Hungarian border; to the Syrian border region; into the devastating natural disaster on Sulawesi-Island; through war-torn Iraq; into disaster shaken Beira, Mozambique. From the Balkans, through the Middle East to South-East-Africa; my finger runs across the map, all the way; equals thousands of km travelled, multiple hours of transiting at international airports, countless hours worked; revealing tremendous doubts about the state of this world; about right or wrong; about justice and fairness; about killing and surviving; about life and death; about you and about myself. What is it that makes our world the way it is? How big is the difference we create with our work? What is left, once we leave?

Does witnessing make us complicit?

If you expect me to answer those questions I have to disappoint you – right away. I don’t have any answers and by times I doubt I will ever find them. With every new mission I add new questions to my list. I remember that as a child, I once got told, I am asking too many questions and this will lead to a very difficult life. I sometimes wonder how my life would have looked like without all those question marks, keeping me awake at night, from time to time. I can’t really imagine another life; but I am certain that it would not suit me. I can tell you that pain and suffering are real – BUT so is hope.

The hope you see in the eyes of a 16 year old teenager standing barefoot in front of you after having walked thousands of miles coming from Afghanistan, to reach a better future. Yet stranded and caught in a vicious cycle of violent push-backs, surrounded by metallic wires cutting deep into skin and dreams.

The hope you see in the eyes of a Syrian mother stranded in the Jordanian desert, eager to learn about First Aid, about how to keep her children safe for a future, for a life, after the war is over; a life to return back to; to look forward to, despite the shelling and the bombing echoing in close distance.

The hope you see in the eyes of the elderly man offering you a coconut while waiting for aid deliveries, since more than seven days without food or water; after the earthquake turned up side down his entire village, leaving hardly any survivors but thousands of dead.

The hope you see in the eyes of a woman of Iraq, who escaped captivity, when she tells you, what does it feel like to be a woman, for her.

The hope you see in the eyes of Beira’s children competing with their self-made kites trying to tame the wind, right after the cyclone took away their homes, houses and families.

It fills me with humbleness and gratefulness, that people are willing to share some of those moments with me. Moments of sadness and desperation but also of joy and happiness. In front of my eyes, I can see so many pieces of lives, after being shattered on the ground and still, people never getting tired of putting them back together. The strength revealed in this mosaic is what I call: Resilience.

When I sometimes feel I lose my mind or I get upset about all the injustice I witness and I feel powerless and too small to bring significant change to it, I do remember what each and every person, I had the honor to meet on my way, taught me impressively:

Pain and suffering are real, but so is hope.  

– what working as humanitarian teaches me about life